Dienstagsdialog des Förderfonds Wissenschaft in Berlin

Damit zusammenwächst, was zusammenpasst:
Wie wir das Potenzial von Daten besser nutzen können

1. September 2020

 
Mit Prof. Dr. Stefan Liebig

Direktor des Sozio-oekonomischen Panels und wissenschaftliches Vorstandsmitglied des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin und Mitglied des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten
 

Stefan Liebig (Foto: Florian Schuh/DIW Berlin)
Foto: Florian Schuh/DIW Berlin
Stefan Liebig

Stefan Liebig stellte seinem Vortrag im Rahmen des ersten Dienstagsdialogs die Frage voran: Welche Daten stehen uns zur Beantwortung wichtiger Zukunftsfragen zur Verfügung, und wie können wir dieses Potenzial besser erschließen und möglicherweise sogar noch erheblich erweitern? Diese Frage sei hochaktuell: Die gegenwärtige Corona-Epidemie habe nochmals die Wichtigkeit eines Zugangs zu methodisch einwandfreien und qualitätsvollen Forschungsdaten unterstrichen, auch um Politik und Unternehmen eine verlässlichere Grundlage für Entscheidungen zur Verfügung stellen zu können.

Berlin verfüge dabei über einen Reichtum, der bislang noch unzureichend erschlossen sei – und dies betreffe sowohl die in unterschiedlichen Disziplinen bereitgestellten Daten als auch die wissenschaftliche Kompetenz mit Blick auf deren Auswertung. Durch eine Verknüpfung unterschiedlicher Datenarten nach einheitlichen Standards und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der empirisch arbeitenden Forschungseinrichtungen könne Berlin, quasi als "Datenhauptstadt", in diesem Zukunftsfeld eine Schlüsselrolle übernehmen. 

Dazu müsse sich aber auch der Umgang der Öffentlichkeit mit dem Thema Daten in grundlegender Weise ändern. Daten sollten als ein für unsere Zukunft zentrales gesellschaftliches Gut verstanden werden, dessen Pflege und Erweiterung eine Gemeinschaftsaufgabe von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft darstellt. Neben den Entscheidungsträgern müssten letztlich aber auch die einzelnen Bürger ein besseres Verständnis für die Wichtigkeit von Forschungsdaten zur Lösung von zentralen Zukunftsaufgaben entwickeln. 

Dazu sei es zunächst wichtig, das Vertrauen der Menschen in den professionellen Umgang wissenschaftlicher Einrichtungen mit ihren Daten (etwa im Rahmen von Forschungsdatenzentren) zu stärken. Außerdem müsse die Kompetenz im Umgang mit Daten (data literacy) ausgebaut werden, nicht nur in der Politik, in den Verwaltungen und in Unternehmen, sondern etwa auch in den Medien und in den Schulen. Bei dieser Aufgabe und beim Wissenstransfer könne auch die Wissenschaftskommunikation eine wichtige Mittlerrolle übernehmen.

"Das Online-Format 'Dienstagsdialoge des Förderfonds Wissenschaft in Berlin' bietet den optimalen Rahmen, um in einem ausgewählten Kreis von Expertinnen und Experten gesellschaftsrelevante Fragestellungen aus dem Bereich der Bevölkerungsforschung zu diskutieren. Die Diskussion, die nach meinem Vortrag entstanden ist, hat die Bedeutung von Forschungsdaten in unserer heutigen Zeit deutlich gemacht. Ich wünsche mir, dass wir insbesondere die Themen Datenqualität, Datenkompetenzen und Dateninfrastrukturen weiter verschärft in den Blick nehmen und ausbauen", resümiert Stefan Liebig den Termin.